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Von Tim Heymann
06.04.2025
Das Thema „Quiet Quitting“ – also das stille, schrittweise Zurückfahren der eigenen Arbeitsleistung – hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erhalten. Nun zeichnet sich eine neue Bewegung ab, die noch deutlicher zeigt, was Mitarbeitenden wirklich wichtig ist: „Conscious Quitting“. Hierbei geht es um den bewussten Ausstieg aus einem Unternehmen, wenn die eigenen Werte nicht mit denen des Arbeitgebers übereinstimmen. Immer mehr Beschäftigte achten heute nicht nur auf Gehalt oder Karrierechancen, sondern auch auf die ethische und gesellschaftliche Verantwortung ihres Unternehmens.
Neue Anforderungen an Arbeitgeber
In einer Zeit, in der sich „Work-Life-Balance“ zum Standard entwickelt, gewinnen Themen wie soziale Gerechtigkeit, Diversität und Umweltschutz zunehmend an Bedeutung. Wer als Arbeitgeber nicht glaubwürdig kommuniziert und tatsächlich handelt, läuft Gefahr, fähige Fachkräfte zu verlieren. Das gilt insbesondere für Branchen wie Legal, Finance und Advisory, in denen Vertrauen, Integrität und verantwortungsbewusstes Handeln eine zentrale Rolle spielen. Viele Unternehmen betonen ihre Werte zwar auf der Webseite oder in Stellenanzeigen, doch echte Konsequenz in der Umsetzung ist entscheidend. Andernfalls entsteht für Mitarbeitende der Eindruck, dass bloß schöne Phrasen gedroschen werden, ohne Taten folgen zu lassen.
Erfolgsfaktor: Authentizität
Gerade jüngere Generationen, allen voran die Gen Z, zeigen ein feines Gespür dafür, ob Versprechen im Arbeitsumfeld gelebt werden oder nicht. Laut aktuellen Umfragen[1] haben fast die Hälfte der Befragten schon einmal ein Jobangebot ausgeschlagen, weil Unternehmenswerte und persönliche Überzeugungen nicht harmonierten. Das bedeutet im Klartext: Authentizität ist kein „Nice-to-have“ mehr, sondern eine Grundvoraussetzung, um Talente zu gewinnen und langfristig zu binden – und zwar über alle Sektoren hinweg, vom Finanzdienstleister bis hin zur Rechtsberatung.
Was steckt hinter Conscious Quitting?
Wer „Conscious Quitting“ betreibt, verlässt nicht zwangsläufig den Arbeitsplatz aus Frust, sondern aus Prinzip. Das Unternehmen kann noch so gute Vergünstigungen oder Boni bieten – wenn wichtige Werte wie nachhaltiges Wirtschaften oder Diversität und Inklusion nicht umgesetzt werden, steht die persönliche Überzeugung höher. Für Führungskräfte und HR-Abteilungen in allen Branchen, aber besonders in sensiblen Bereichen wie Legal, Finance und Advisory, stellt dies eine neue Herausforderung dar: Es reicht nicht mehr, sich allein auf materielle Anreize oder klassische Aufstiegsmöglichkeiten zu konzentrieren. Gefragt ist vielmehr eine glaubhafte Kultur, die die Werte der Mitarbeitenden ernst nimmt und sichtbar in die Unternehmensstrategie einbindet.
Handlungsoptionen für Unternehmen
Wie können Organisationen diesem Trend begegnen? Zunächst lohnt es sich, die eigenen Werte zu überprüfen: Sind sie klar definiert? Wird ihre Umsetzung messbar vorangetrieben? Nicht selten klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander, weil konkrete Ziele und Verantwortlichkeiten fehlen. Viele Unternehmen nutzen inzwischen Leitlinien oder einen „Code of Conduct“, der die interne Wertebasis formuliert – besonders wichtig in Berufen mit hohen Compliance-Anforderungen, wie es in Kanzleien oder Beratungsfirmen häufig der Fall ist. Doch diese Vorgaben sollten nicht in einer Schublade verschwinden, sondern aktiv gelebt und regelmäßig überprüft werden.
Offene Kommunikation: Schaffen Sie Raum für den Austausch über ethische Fragen und gesellschaftliche Entwicklungen. Workshops, Diskussionsrunden oder informelle Formate ermöglichen es, kritische Themen anzusprechen – ohne Angst vor negativen Konsequenzen.
Konsequente Maßnahmen: Wer sich zu Diversität und Inklusion bekennt, sollte dies bei Recruiting und Beförderungen klar erkennbar machen. Eine Nachhaltigkeitsstrategie ist nur glaubwürdig, wenn Unternehmen etwa im Finanzsektor nicht an anderer Stelle unverhältnismäßig viele Ressourcen verschwenden.
Werteorientierte Führung: Leadership-Trainings, die Empathie und ethische Grundsätze in den Mittelpunkt rücken, helfen Führungskräften dabei, Unternehmenswerte glaubhaft vorzuleben. Gerade Beratungs-, Finanz- und Rechtsfirmen profitieren davon, wenn Klienten und Mitarbeitende gleichermaßen merken, dass hinter den Versprechen echte Überzeugungen stehen.
Fazit
„Conscious Quitting“ ist ein Symptom dafür, dass sich die Arbeitswelt weiter wandelt: Erfolgreiche Unternehmen definieren sich nicht mehr allein über Produktivität und Gewinn, sondern zunehmend auch über ihren sozialen und ökologischen Fußabdruck. Für Führungskräfte bedeutet das, eine glaubwürdige Wertekultur zu schaffen, die sich nicht nur in Hochglanzbroschüren, sondern im täglichen Handeln widerspiegelt. Wer hier mutig vorangeht, profitiert gleich mehrfach: von engagierten Mitarbeitenden, einer starken Arbeitgebermarke und einem langfristig tragfähigen Geschäftserfolg – insbesondere in Branchen wie Legal, Finance und Advisory, in denen Vertrauen das Fundament bildet.
Neugierig, wie Sie mit echten Werten punkten können?
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Quellen
Gallup – State of the Global Workplace
https://www.gallup.com/workplace/349484/state-of-the-global-workplace-2022-report.aspx
https://business.linkedin.com/talent-solutions/resources/talent-strategy/global-talent-trends-2022
https://www2.deloitte.com/global/en/pages/about-deloitte/articles/millennialsurvey.html
https://www.pwc.com/gx/en/services/people-organisation/workforce-of-the-future.html