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Von Tim Heymann
06.07.2025
Unternehmen, die neurodiverse Talente aktiv fördern, beweisen nicht nur Weitblick – sie profitieren auch von innovativen Lösungsansätzen und unterschiedlichen Perspektiven. Neurodiversität umfasst Menschen mit Autismus, ADHS, Dyslexie und weiteren kognitiven Variationen. Was viele Firmen bislang kaum im Blick hatten, entwickelt sich zunehmend zu einem wichtigen Faktor im Recruiting. Wie gelingt es, neurodivergenten Fachkräften den Weg ins Unternehmen zu ebnen? Und welche Vorteile hat das insbesondere für Branchen wie Legal, Finance und Advisory?
Der Wert von neurodiversen Talenten
Menschen, die neurodivers sind, bringen oft besondere Stärken mit: eine ausgeprägte Detailgenauigkeit, ein hohes Maß an Kreativität oder die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge schnell zu erfassen. Gerade in juristischen Prüfungen, Finanzanalysen oder Beratungsprozessen kann diese „andere“ Denkweise neue Impulse und Präzision bedeuten. Studien zeigen zudem, dass heterogene Teams langfristig produktiver und innovativer sind, weil sie Lösungen aus verschiedenen Blickwinkeln entwickeln.
Hürden im Recruiting abbauen
Oft ist es nicht das Fehlen geeigneter Kandidat*innen, sondern ein unbewusster Ausschluss in den Bewerbungsprozessen, der neurodivergente Talente fernhält. Unternehmen sollten daher gezielt Barrieren abbauen:
Angepasste Stellenausschreibungen
Verwenden Sie klare und verständliche Formulierungen. Vermeiden Sie unnötige Anforderungen (z. B. „extrovertierte Persönlichkeit“) und konzentrieren Sie sich auf echte Kernkompetenzen.Vielfältige Interview-Formate
Klassische Bewerbungsgespräche basieren stark auf Small Talk und spontaner Kommunikation, was für manche neurodivergente Menschen eine Hürde darstellt. Videogespräche oder schriftliche Vorabfragen können Sicherheit schaffen und eine faire Beurteilung ermöglichen.Transparenz schaffen
Geben Sie Einblick in die Unternehmenskultur. Kommunizieren Sie offen, wenn Sie bereits Erfahrungen mit Inklusion gesammelt haben oder besondere Vorkehrungen treffen, etwa für Menschen mit sensorischen Bedürfnissen (z. B. reduzierte Reize im Arbeitsumfeld).
Inklusive Arbeitsumgebung gestalten
Die Einstellung neurodivergenter Talente ist nur der erste Schritt. Ein nachhaltiges Umfeld, in dem jede*r seine Stärken ausleben kann, ist entscheidend:
Strukturierte Arbeitsprozesse
Klare Zuständigkeiten und Abläufe unterstützen nicht nur neurodivergente Mitarbeitende, sondern kommen allen Teammitgliedern zugute.Flexibilität und Rückzugsmöglichkeiten
Offene Bürostrukturen können für manche Beschäftigte herausfordernd sein. Rückzugsräume oder Möglichkeiten zum Homeoffice helfen, Reizüberflutung zu vermeiden.Aufklärung und Sensibilisierung
Workshops oder interne Schulungen sorgen dafür, dass das gesamte Team den Wert von Neurodiversität versteht. Das schafft Verständnis, reduziert Vorurteile und stärkt den Zusammenhalt.
Warum Legal, Finance und Advisory profitieren
Gerade in den Beratungs-, Finanz- und Rechtsbranchen sind hohe Konzentration, Präzision und komplexes Denken gefragt. Hier kann Neurodiversität zu einem echten Wettbewerbsvorteil werden. So punkten Kanzleien oder Beratungsfirmen bei Mandanten, wenn sie innovative Strategien entwickeln und perspektivenreiche Analysen liefern. Das Ziel ist, Nischenfähigkeiten im Team zu nutzen und damit langfristig einen Mehrwert für Klienten und Projekte zu schaffen.
Fazit
Neurodiversität ist keine Randnotiz, sondern ein wichtiger Baustein einer inklusiven Unternehmenskultur. Wer neurodivergente Talente systematisch anspricht, einstellt und fördert, erschließt neue Potenziale – besonders in Bereichen, die präzises und lösungsorientiertes Arbeiten erfordern. Unternehmen, die jetzt handeln, können sich so nicht nur als Vorreiter positionieren, sondern auch ihr Innovationspotenzial maßgeblich steigern.
Bereit, Ihr Rekrutierungsportfolio zu erweitern?
Wir bei Bridges unterstützen Sie dabei, inklusive Prozesse zu etablieren und die Vorteile neurodiverser Teams in Legal, Finance und Advisory voll auszuschöpfen. Gemeinsam schaffen wir ein Umfeld, in dem Vielfalt zum Erfolgsfaktor wird.
Quellenangaben
[1] Verschiedene Publikationen zu Neurodiversität und Arbeitswelt, z. B. „Neurodiversity at Work“ (Harvard Business Review) sowie Studien von Microsoft und EY, die die positiven Effekte neurodivergenter Teams hervorheben.